Dieses Hugenottenkreuz symbolisiert in besonderer Weise, was mir an meiner Kirche wichtig ist. Zu finden ist es an der Brüstung der Empore der Kirche in Wilhelmsdorf, Dekanat Neustadt an der Aisch, im westlichen Mittelfranken. Von französischen Glaubensflüchtlingen erbaut ist sie bekannt als „Hugenottenkirche“. Das Kreuz ist einer der wenigen schmückenden Gegenstände darin.
1959 von einem Gemeindeglied geschnitzt, zeigt es die vier Schenkel des Malteserkreuzes aus Eichenholz, eine Taube und eine Rosette in der Mitte aus Buchenholz und Lilien und eine Träne aus Ahorn.
Seine Bedeutung: Die vier Schenkel, von einer gemeinsamen Mitte ausgehend, symbolisieren die vier Evangelien. Die Mitte ist der Herr Jesus Christus. Die Lilien (Fleur de Lis) in den Kreuzwinkeln finden sich auch in den Wappen des bourbonischen Hochadels. Sie drücken die Verbundenheit der Hugenotten mit ihrem Vaterland aus. Die vier »Fleur de Lis« bestehen aus jeweils drei Blütenblättern. Zusammen sind sie ein Hinweis auf die Zwölf Apostel. Durch das Einfügen der »Französischen Lilie« in die Kreuzwinkel entsteht ein Zwischenraum: Ein offenes Herz. Es wird als Symbol der Liebe Jesu zu uns und als Weisung zur Nächstenliebe verstanden, aber auch als Zeichen für die Nähe zum französischen Reformator Calvin. Als Anhänger erkennt man einen tropfenförmigen Gegenstand und eine Taube an einem goldfarbenen Ring, beides sind Erweiterungen, die sehr bald nach der Entstehungszeit des Kreuzes gebräuchlich waren. Man deutet den tropfenförmigen Anhänger als Träne, die für das Leiden und den Durchhaltewillen der unterdrückten und verfolgten Hugenotten steht. Die herab fliegende Taube ist Symbol für die Ausgießung des Heiligen Geistes in Anlehnung an die Taufe Jesu, wie sie die Bibel in Markus 1,9-11 beschreibt.
Das Hugenottenkreuz, von vielen auch einfach nur »Saint Esprit« (Heiliger Geist) genannt, ist auch heute noch als Symbol der reformierten Christen gebräuchlich und erinnert mich in meiner heute lutherischen Kirche an das Leiden und an den festen Glauben unserer Ortsgründer, die nach Verfolgung und Flucht eine neue Heimat gefunden haben.
Dr. Martin Seibold, Vertrauensmann im Kirchenvorstand Wilhelmsdorf und Landessynodaler