Knapp fünf Minuten brauche er mit dem Fahrrad zu Kardinal Marx, sagt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. „Es geht noch schneller, wenn man bei den Ampeln Glück hat“, ergänzt er lachend. Auf jeden Fall ist er mit dem Fahrrad schneller dort als mit dem Auto - einer der Gründe, warum Bedford-Strohm zu den meisten Terminen in München mit dem Rad fährt.
Weit sind sie nicht auseinander, die Spitzenvertreter der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland. Genaugenommen 850 Meter sind es vom Büro des bayerischen Landesbischofs und EKD-Ratsvorsitzenden im Landeskirchenamt in der Münchner Katharina-von-Bora-Straße 13 bis zum Amtssitz des Erzbischofs von München und Freising und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx in der Kardinal-Faulhaber Straße, gleich um die Ecke vom Hotel Bayerischer Hof.
Doch nicht nur örtlich sind Marx und Bedford-Strohm nicht weit voneinander entfernt. Auch persönlich „stimmt die Chemie“ zwischen beiden. Vielleicht liegt es daran, dass beide vor ihrem Bischofsamt als Professoren tätig waren mit einem besonderen Interesse an sozialen Themen. Beiden gemeinsam ist auch die Freude am Gespräch, auch an der kontroversen Diskussion. Telefonate, gegenseitige Besuche, Gespräche am Rande von offiziellen Anlässen – sie reden häufig und vertrauensvoll miteinander. Was genau sie besprechen, bleibt vertraulich, aber das Ergebnis ist deutlich sichtbar: Die Beziehungen zwischen beiden Konfessionen auf Kirchenleitungsebene sind so gut wie seit Jahren nicht.
Bestes Beispiel sind die gemeinsamen Gottesdienste anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums. Über viele Jahre wurde die Reformation aus katholischer Sicht vor allem als Kirchenspaltung bedauert, aus evangelischer Sicht dagegen als Glaubenserneuerung und Befreiung von alten Autoritäten gefeiert. Inzwischen haben alle verstanden, dass beide Aspekte ihre Berechtigung haben und zur Sprache kommen müssen. Und so werden am 11. März 2017 Bedford-Strohm und Marx gemeinsam vor dem Altar des Hildesheimer Doms stehen und den zentralen Versöhnungsgottesdienst „Healing of Memories“ im Rahmen des Reformationsjubiläums leiten.
Kirchenrat Johannes Minkus, Pressesprecher