Vom 17. bis 21.4.2016 tagte die Synode der bayerischen Landeskirche in Ansbach. Ute Baumann sprach mit Synodalpräsidentin Dr. Annekathrin Preidel über das Schwerpunktthema „Kirche im ländlichen Raum“ sowie über wichtige Beschlüsse und ihre Folgen für die kirchliche Arbeit vor Ort.
Frau Dr. Preidel, was hat aus Ihrer Perspektive die Synode in Ansbach geprägt?
Preidel: Ich denke vor allem an zwei Dinge. Erstens an den Schwerpunkt „Kirche im ländlichen Raum“. Da hat uns der sogenannte Dienstagsmarkt in der Karlshalle eine große Vielfalt des kirchlichen Lebens gezeigt. Und zweitens haben wir drei wichtige Papiere zu den Themen „Interreligiöser Dialog“, „Bildung“ und „Rechtsextremismus“ verabschiedet. Diese hängen inhaltlich eng zusammen. Im Vorfeld haben wir lange darum gerungen, aber das Ringen hat sich gelohnt.
Schwerpunktthema der Synode war, Sie sagten es gerade schon, „Kirche im ländlichen Raum“.
Vor welchen Herausforderungen stehen die Landgemeinden?
Preidel: Es gibt eine große Sorge, die auch in Ansbach wieder formuliert worden ist, dass nämlich im Pfarrhaus das Licht ausgeht, wenn mittelfristig auf dem Land Pfarrstellen wegfallen. In der Formulierung vom „Licht im Pfarrhaus“ steckt ja das Bild vom „Licht der Welt“. Ebenso wichtig ist für mich das Bild vom „Salz der Erde“. Zum Salz der Erde werden wir, wenn wir uns als Christen hinein begeben in unser Umfeld und dort wirksam werden. Tatsache ist: Kirchliches Leben findet nicht nur im Pfarrhaus, sondern an ganz vielen Orten statt. Und es sollte auch in der Zukunft an vielen Orten stattfinden. Deswegen müssen wir über die Zukunft der Kirche nachdenken, weit über das Reformationsjubiläum 2017 hinaus. Wenn wir etwa die Entwicklung bis 2030 in den Blick nehmen, dann zeichnet sich schon jetzt ab, dass eine Pensionierungswelle bei den Pfarrerinnen und Pfarrern auf uns zukommt, die nicht durch junge Theologen ausgeglichen werden kann. Das wird in allen Regionen ein Problem werden, auch in den Städten, aber in den ländlichen Räumen wird es deutlicher wahrnehmbar sein, wenn hier Menschen wegen der Arbeit abwandern und es auf dem Land also weniger Menschen und weniger Kirchenmitglieder gibt. Bischof Dr. Markus Dröge hat in seinem Vortrag von der Situation in der Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz berichtet.
Was kann die bayerische Landeskirche von dort lernen?
Preidel: Als evangelische Kirchen stehen wir in Bayern ebenso wie in Brandenburg vor großen Herausforderungen, die mutige Entscheidungen verlangen. Aber die Kirche soll in erster Linie von Gott reden und nicht von Strukturen und Geld. Aus Brandenburg können wir lernen, dass es gut ist, mehr in Netzwerken zu denken. Nicht jede Gemeinde muss alles machen und anbieten, denn der ländliche Raum ist uneinheitlich und das Leben dort verändert sich. Aber unsere Kirche ist voller Ideen. Wir können mit Bezug zur Lebenssituation der Menschen neue Lösungen finden und glaubensfreundliche Räume anbieten. Die 10 Thesen von Bischof Dröge geben interessante Anregungen und werden nun nach der Synode in unserer Landeskirche intensiv diskutiert. Sie sind eine ideale Grundlage für kreative Gespräche im Kirchenvorstand.
Die Synode hat eine Konzeption zum interreligiösen Dialog verabschiedet.
Wie kann dieses Konzept auf Gemeindeebene wirksam werden?
Preidel: Dieses Papier ist zunächst als Selbstvergewisserung der vier kirchenleitenden Organe gedacht. Das Handlungskonzept für die praktische Arbeit z.B. mit Flüchtlingen muss noch folgen. Das Papier plädiert für eine Haltung, in der zum Ausdruck kommt, dass wir als Christen von der Wahrheit des christlichen Glaubens überzeugt sind und gleichzeitig den Dialog mit Menschen suchen, die sich mit ihrem muslimischen, jüdischen oder buddhistischen Glauben genauso identifizieren. Wenn wir die eigenen Wurzeln kennen und aus diesen leben, kann das Gespräch gelingen und beide Seiten inspirieren.
Und das Bildungskonzept? Zielt das auf Fachleute im Religionsunterricht und der Erwachsenenbildung oder betrifft das auch die praktische Arbeit in den Gemeinden?
Preidel: Natürlich ist es das Ziel, dass das Konzept für alle Ebenen der Landeskirche fruchtbar werden soll. Das entsprechende Handlungskonzept wird binnen eines Jahres vorliegen. Beim dritten Thema, dem Rechtsextremismus, sind wir schon weiter. Hier gibt es nicht nur das Handlungskonzept, sondern wir haben im Intranet der Landeskirche auch eine Plattform eingerichtet, in die fortlaufend neue Ideen und Erfahrungen eingespeist werden können. Das ist wichtig, denn in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus sind wir noch lange nicht fertig. Deshalb bin ich froh, dass wir kurz nach der Synode den Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis an zwei engagierte Projekte aus der Praxis verleihen konnten. Wir haben damit ein deutliches und positives öffentliches Signal gesetzt. Und darum geht es doch: Dass die Papiere, an denen wir in der Synode feilen, nicht in irgendwelchen Schubladen landen, sondern für die kirchliche Praxis wirksam und in der Öffentlichkeit sichtbar werden.